Kita Erding

BauherrGrosse Kreisstadt Erding
Wettbewerb 1. Preis 2011
Auszeichnung HolzbauPlus 2016
Auszeichnung Rosenheimer Holzbaupreis 2016
Fotos Julia Schambeck
Eingangshof
Zwei "Prismen" mit Terrasse
"Hausraum" Hohlform
Innerer Weg mit Garderoben
Zenithlicht
Kindermensa
Ostansicht

Das „Häuser-Haus“ – Wolf im Schafspelz.

Im oberbayrischen Erding sollte in der Mitte eines zukünftigen Wohngebietes eine sechsgruppige Kindertagesstätte entstehen. Die Stadt lobte hierfür einen Wettbewerb aus und entschied sich unser „Häuser-Haus“ zu realisieren.

Unsere Überlegungen galten zuerst dem zukünftigen Umfeld. Und das stellte sich so dar: In Kürze wird das Kinderhaus von zwei bis dreigeschossigen Wohngebäuden umgeben sein, alle werden Satteldächer haben und die Attitüden landläufiger Investorenarchitektur aufweisen.

Es entstand deshalb die Idee, den einfachen Satteldachhaustyp, mithin die Elementarform des Hauses entwerferisch zu thematisieren und in eine Architektur für Kinder zu transformieren. Gelegen kam uns dabei natürlich auch die Assoziation Kinderhaus. Im Äußeren sollte sich spielerisch die Hausform präsentieren, im Inneren der Hausraum erleb- und erfahrbar werden.

Wenn man sich dem Eingang der Kita nähert erschließt sich Entwurfsgedanke in besonderer Weise. Den Besucher empfangen drei Satteldachbaukörper unterschiedlicher Größe, die einen kleinen Platz bilden. Das Hauptgebäude gliedert sich ebenfalls in drei Prismen. Zwischen diesen entstehen Terrassen für die Kinder.

Die zweigeschossige Empfangshalle zeigt sich dann als Hausraum und macht die Hausform im Inneren räumlich erfahrbar. Eine „Straße“ führt von der Halle zu den Gruppenclustern. Kleine „Plätze“ liegen an dieser Straße vor den Gruppenräumen, farblich unterschiedlich gefasst, so entstehen die Adressen der einzelnen Gruppen. Ein- und Ausblicke zwischen den Gruppenbereichen und dem zweigeschossigen Spielflur gewähren Bullaugen unterschiedlicher Größe.
Am Ende der „Straße“ ein größerer Platz, die Kindermensa mit eigener Kochinsel zum gemeinsamen Essenbereiten der kleinen Köche. Für die täglichen Mahlzeiten sorgt eine angrenzende Frischküche.

Die sechs Gruppencluster haben einen identen Grundriss: Hauptraum, Nebenraum, Spielhaus, Spielnische und Sanitärbereich. Die Cluster sind deshalb flexibel in der Nutzung für die 3 unterschiedlichen Altersstufen des Kinderhauses.

Zum Plusenergiehaus wird die Kita durch eine in die gesamte Dachfläche des Gebäudes integrierte Photovoltaikanlage. Die thermische Energieversorgung erfolgt durch Geothermie.
Wir haben das Haus aus Massivholz errichten lassen. Zum Einen aus Gründen der ökologischen Nachhaltigkeit, zum Anderen, da Holzoberflächen eine - nicht nur kindgerechte - Wohlfühlatmosphäre schaffen.

Der Grundriss des Gebäudes unterliegt einem strengen Raster. Dieses Raster regelt die Tragstruktur und die Aufteilung der Räume ebenso wie die Gliederung der äußeren Weisstannenschalung.

Im Inneren wird die Tektonik des Gebäudes ablesbar. Tragende und lastabtragende Bauglieder zeigen ihre Fügung und erklären selbst wie sie gebaut wurden. Unser Gedanke dabei ist, dass sich elementare architektonische Prinzipien im Gebäude selbst erklären. Das Haus wird auf diese Weise zum „Architektur-Erzieher“ und erfüllt einen „Bildungsauftrag“ in eigener Sache.

Während unserer Arbeit am Projekt hat sich die Idee, die einfache Hausform zu thematisieren entfaltet. Spannend war zu erfahren wie Einfaches komplex wird. Vielleicht passt das Bild vom „Wolf im Schafspelz“ zum Ergebnis.

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