Ausstellung in der Architekturgalerie München

Alltagsarchitektur – Die Po(i)esie der Sachlichkeit

14.11.2019 – 17.01.2019

„Poetische Alltagsarchitektur zielt nicht auf das singulär-besondere Bild oder den monumentalen
Wert von Architektur. Ihre Gestalt gewinnt sie in einem komplexen Spiel von Bedingungen und Dingen.“ – Dr. Martin Riehl

Dem Ausstellungskonzept liegt eine irritierende Erfahrung zugrunde: Die Differenz zwischen der elementar und real erfahrbaren Architektur und deren bildlicher Repräsentanz und Dominanz in den digitalen Medien. Diese Differenz stellt solange kein ernstes Problem dar, solange das Bild der Architektur im Verhältnis zur lebensweltlich realen Architektur eine relativ untergeordnete Rolle spielt.

Zunehmend bestimmen allerdings Bilder die architektonische Realität und es entsteht vermehrt der Eindruck, dass Gebäude vor allem auf ihre exzeptionelle (digitale) Bildwirkung hin entworfen werden.

Hinsichtlich unserer eigenen Arbeiten haben wir über die Jahre eine andere Agenda entwickelt: Lebensweltliche Qualitäten wie Ort, Raum, Gebrauch und Material sind uns mindestens ebenso wichtig wie die Bildwirkung eines Gebäudes.

Bildbestimmte Architektur einerseits, unsere Bauten, entwickelt als elementar existenzieller Alltagsraum andererseits, das ist der Horizont dieser Ausstellung.

Wir ändern die Perspektive und nehmen den „Alltag“ der Architektur in den Blick. Deren Gebrauch, die Nutzer, die Materialität, Gerüche und die Bedingungen innerhalb derer Gebäude entstehen: Orte, Geschichte, Geschichten, Wünsche Interaktionen und dergleichen.

Hier kommt „Po(i)etik“ ins Spiel - in der Zweischichtigkeit des Hervorbringens und der Verdichtung zum Poetischen in unserem modernen Wortsinn: Aus den komplexen Zusammenhängen des „Alltages“ entstehen Gebäude, die, sofern sie gelingen eine neue poetische Qualität erreichen.

Poetische Alltagsarchitektur zielt nicht auf das singulär-besondere Bild oder den monumentalen Wert von Architektur. Ihre Gestalt gewinnt sie in einem komplexen Spiel von Bedingungen und Dingen.

In diesem Sinne zeigen wir in den Räumen der Architekturgalerie München unsere Gebäude im Gebrauch - die Bilder von Ulrike Myrzik wagen dabei einen anderen Blick auf Raum und Bau. Zugleich rücken wir mit mit den präsentierten Materialien die unmittelbar erfahrbare Dinglichkeit von Räumen und Häusern in den Blick. Den Interaktionsprozess aus dem jede gelungene Architektur entsteht dokumentieren wir am Beispiel des Geflüchtetenprojektes „Bellevue di Monaco“.

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