Studierendenwohnheim Schwere-Reiterstrasse

Das höchste Holzhaus Münchens 

Das sich im Bau befindliche neue Studierendenwohnheim an der Schwere-Reiter Straße, wird das zurzeit höchste Gebäude Münchens werden, das in Holzbauweise ausgeführt wird. 

Das Studentenwerk München möchte als Bauherr der 235 neuen Apartments für Studierende zeigen, dass Holzbau auch in dieser Größenordnung technisch und wirtschaftlich realisierbar ist. Nicht nur die farbig gestalteten Fassaden werden deshalb aus heimischen Fichtenhölzern gefertigt, sondern mit Ausnahme der beiden Fluchttreppenhäuser und dem Sockelgeschoss, auch alle tragenden Wände und Decken im Innenbereich, sodass durch die Verwendung von 1840 cbm heimischen Fichtenholzes mehr als 1.600 Tonnen CO₂ in dem Neubau gespeichert werden. Hinzu kommt der Effekt der Wiederaufforstung, d. h. als Ausgleich für die notwendigerweise gefällten Bäume werden neue Bäume nachgepflanzt, die über die Jahre auch wieder CO₂ speichern werden. 

Entwurf

Vorausgegangen war ein Wettbewerb, ausgelobt vom Studentenwerk München, in dem der Entwurf des Architekturbüros hirner & riehl architekten, den ersten Preis errang. 2 Baukörper mit je 8 bzw. 6 Geschossen sind durch einen 1-geschossigen Flachbau mit begrünter Dachterrasse verbunden und bilden zusammen mit dem bestehenden Studierendenheim ein neues studentisches Wohnquartier mitten im lebhaften Schwabing. In unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Kreativquartier, an der Dachauer Straße, das gerade entwickelt wird, entstehen hier die 235 neue Wohnplätze, zum Teil in Einzelappartements und zum Teil in Wohngemeinschaften. Wohnungen für Eltern mit Kind, rollstuhlgerechte Appartements und Freizeiträume zum Musizieren, künstlerische Betätigung und gemeinsames Kochen ergänzen das Angebot für die wohnungssuchenden Studierenden.

Brandschutz

Bei Holzbauten dieser Größenordnung (Gebäudeklasse 5) ist die größte Herausforderung der Brandschutz, der unter anderem folgendermaßen gelöst wurde: 2 unabhängige Treppenhäuser, die spiegelverkehrt nebeneinanderliegen aber unabhängig voneinander benutzbar sind und in Stahlbeton-Massivbauweise ausgeführt wurden, sichern die Fluchtwege; statisch ist das Gebäude eine R90 Konstruktion, die in durchgehender Massivholzbauweise errichtet wird. Die brennbare Fassade wurde möglich, da die Außenwände der Fassade entsprechende Brandschutzauflagen erfüllen.

Fassade

Anders als gewohnt wird auch das Fassadenkonzept werden: im Gegensatz zu vielen modernen Holzbauten, bei denen durchgehend vorvergraute Holzschalungen dominieren, wird das Studierendenheim in der Fassade farbige Akzente setzen: Martin Hirner, Gründungspartner bei hirner & riehl architekten und Entwurfsverfasser des Gebäudes spricht von einer Adaption der dezent ausgeprägten Farbigkeit der Schwabinger Gründerzeitbebauung mit den umlaufend abgesetztenGesimsen und den ausgeprägten Fensterlaibungen, die die Häuser der damaligen Zeit durch Mauerwerks- und Putzstrukturen gliederten. Unterschiedlich farbige Wandfelder, weit auskragende rote Brandriegel in Form von Gesimsen und farbig gefasste Fensterlaibungen nehmen auch in dem modernen Holzbau Bezug auf diese Vorbilder.

Nachhaltigkeit

Nachhaltiges Bauen hört aber nicht bei der Materialwahl auf: Um eine wirklich langfristige und generationenüberdauernde Nutzung des Gebäudes sicherzustellen, wurde beim Studierendenheim darauf geachtet, eine Konstruktion zu wählen, die auch völlig andere, heute vielleicht noch nicht denkbare Nutzungen mit wenig Umbauaufwand zulässt; die Brettsperrholzdecken spannen deshalb vom Mittelflur zur Außenwand und nicht den kürzeren Weg von Wohnungstrennwand zu Wohnungstrennwand; einem leicht erhöhten Materialaufwand steht eine große Grundrissflexibilität gegenüber: bei Bedarf können fast alle Wohnungstrennwände entfernt werden, ohne dass in die Tragstruktur des Hauses eingegriffen werden muss.

Holzbau

„Die Zementherstellung erzeugt 8% der globalen CO₂ Emissionen; wir Architekten müssen uns als Impulsgeber für ein schnelles Umdenken bei allen Beteiligten der Bauwirtschaft und vor allem auch bei der Materialwahl einsetzen“, sagt Martin Hirner, der mit seinem Büro schon seit 20 Jahren vorwiegend Holzbauten realisiert. Und er fragt sich auch, warum die vielen kreativen Ideen zum ökologischen Bauen, die es auch schon vor 20 Jahren gab, so lange nicht umgesetzt worden sind. Die Angst vor einer Abholzung Bayerns ist unbegründet: Jedes Jahr wachsen pro ha Wald 8,5 Festmeter Holz in Bayerns Wäldern nach von denen nur 7,2 Festmeter Holz/Hektar Wald geerntet werden (Bayerische Staatsforsten http://baysf.de/); Holz ist vielfältig nachhaltig. Nicht nur wegen der CO₂ Einsparung sondern auch wegen der kurzen Transportwege wegen der einfachen Bearbeitungsmöglichkeiten dem wenigen (weiterverwertbaren) Abfall und einem kaum begrenzten Lebenszyklus durch Wiederverwendung. Holz (-Gebäude) sind gesund. Studien zeigen Stressreduktionen bei den Bewohnern geringere Belastungen des Kreislaufes und höheres Wohlbefinden durch das besondere Raumklima.