Alles aus Holz?

Papier ist aus Holz. Holz ist in Textilien (Viskose…). In Lebensmitteln findet sich Holz als Zusatzstoff E460. Der Füllstoff in Tabletten – auch aus Holz.

Und selbst im Beton dienen Lignine als Flussmittel. In energie- und wasseraufwändigen chemischen Prozessen wird die hierfür erforderliche Zellulose samt Nebenprodukten gewonnen.

Im alltäglichen Verbrauch (Papier, Karton, Kleidung etc. s.o.) verbrauchen private Haushalte ca. 22% der Holzrohstoffe. Die thermische Verwertung von Holz (Feuerungsanlagen) benötigt etwa weitere 28%. Insgesamt werden hier also 50% der Holzrohstoffe verbraucht.

Säge und Holzwerkstoffindustrie verarbeiten gut 40% des Holzes. Also weniger als die Hälfte des Holzverbrauches beansprucht der gesamte Bereich Bau, davon ist die Sparte Holzbau nur ein Teil.

Der Anteil der Baugenehmigungen für Gebäude in Holzbauweise lag beispielsweise Stand 2018 bei 17,8% im Verhältnis zu mineralisch errichteten Bauten. Auch diese haben ja einen nicht zu unterschätzenden Bedarf an Bauholz. (Quelle : Basisdaten Wald und Holz 2019)

Ein grosses Sparpotential beim Holzbau im engeren Sinn ist also nicht zu erwarten.

Im Unterschied zum Holzverbrauch aus Industrieholz (Zellulose, Viskose …) und thermisch verwertetem Holz, haben Gebäude in Holzbauweise den entscheidenden Vorteil CO2 zumindest mittelfristig zu speichern. Bei Wiederverwendung der Holzbauteile kann diese Speicherung auch langfristig werden.

Das alles sollte präsent sein, wenn man über Einsparpotentiale hinsichtlich des Holzverbrauches nachdenkt. 

Im Holzbau ressourcenschonend mit dem Rohstoff Holz umzugehen ist dennoch das Gebot der Stunde. Das bedeutet aber nicht zwingend, weniger Holz zu verbauen, sondern den Einsatz von Holz zu optimieren und angemessen zu bewerten.

In die ökologische Bewertung von Holzbauten:

  • muss die Standzeit/ CO2 Speicherzeit von Holzbauten einfliessen
  • muss die Rückbaumöglichkeit berücksichtigt werden
  • ebenso der Grad der Wiederverwertbarkeit des Materiales                                                       
  • Die thermische Verwertung der Bauteile sollte soweit möglich im Materialzyklus nach hinten verschoben werden            

Ressourcenschonde Holzbaukonzepte entwickeln bedeutet bei hirner & riehl architekten, aktuell an folgenden Themen zu arbeiten:

  • geringer Materialeinsatz bei gleichbleibender Qualität
  • vermehrte Verwendung von Laubhölzern im Holzbau
  • Konzepte zur späteren Demontage der Gebäude 
  • Wiederverwendbarkeit der Bauteile als Ressourcenspeicher für zukünftige Bauten
  • Einsatz monolithischer Holzbauteile um die vielschichtigen Bauteilaufbauten zu reduzieren 

Alles aus Holz?

Auf den Holzbau bezogen ist diese Frage schon aus praktischen Gründen falsch gestellt. Kein Gebäude kommt mit nur einem Material aus.

Zukünftig mehr in Holz zu bauen ist hingegen sinnvoll, da diese Bauweisse entscheidende Vorteile zum mineralischen Bauen aufweist – nicht nur hinsichtlich des CO2 Verbrauches und der CO2 Speicherung sondern eben auch wegen der einfacheren Wiederverwendbarkeit der Bauteile.  – Dr. Martin Riehl –